Zeiten des Wandels - 2

Für alle Einstellungen, die einfach mal "raus" müssen - egal ob Ängste, Sorgen oder überschäumendes Glück: Schreit es heraus!
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Moderator: Momabo

wendepunkt
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Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von wendepunkt »

Ich konnte mich zuerst nicht entscheiden, ob ich auf Susis Beitrag antworten soll oder eine neues "Thema" beginnen soll. Wie ihr seht habe ich mich für zweiteres entschieden, weil ich glaube es wird sonst zu verwirrend.

Kurzer Lebenslauf:
Ich bin 53 Jahre, habe 2 erwachsene Kinder, lebe mit meinem Mann in dem Dorf wo ich aufgewachsen bin. Ganz in der Nähe wohnen meine Eltern, Schwiegereltern, Geschwister mit Familien. Ich bin kfm. Angestellte, arbeite Teilzeit in der Einzelfirma meines Mannes (ohne geregelte Arbeitszeit - meist immer verfügbar)

Ich sehe mich auch in Zeiten des Wandels und Susis Beitrag hat vieles in Worte gefasst, was ich auch empfinde.
Seit meinem Wendepunkt, bei dem ich fast "verrückt" geworden bin vor lauter Sorge, Angst, Ohnmacht ....... Gefühlschaos.

Bei mir drehte sich alles nur um meine Familie.
Wie ich schon in einem anderen Beitrag gesagt habe, bin ich zu angepasst.
Ich habe versucht es allen recht zu machen. Mich und meine Wünsche und Bedürfnisse habe ich immer und immer wieder zurückgestellt, bzw. ich habe mit der Zeit überhaupt nicht mehr gewusst, was ich brauche, ich habe mich total überfordert.
Ich habe mit Familien-Aufstellung begonnen und bin vor 1 1/2 Jahren zu JSJ gekommen und habe seither schon einige Kurse und einen 5-Tageskurs gemacht. (trotz heftiger Proteste meines Mannes). Ich gehe auch zu einer Therapeutin zu der ich großes Vertrauen habe.


Ich habe oft das Gefühl, dass bei mir so viele "Projekte" anstehen, dass ich nicht weiss wo ich beginnen soll. Ich fühle mich wie in einem Boot, das heftig hin und her schaukelt.

Was mich derzeit immer wieder beschäftigt, obwohl ich versuche "loszulassen" sind meine beiden Töchter 23 und 33 Jahre.
Sie haben beide auch sehr viele "Probleme/Projekte" und es zerreißt mir fast das Herz. (Tränen)
Ich weiß, nicht wie ich einen Zugang zu Ihnen finde oder offen mit Ihnen sprechen kann.

So ich glaube fürs erste ist es genug.
Ich bin dankbar für jede Anregung bzw. andere Sichtweise und Strömtipps.

Einen schönen Tag und ich weiß irgendwie in meinem Inneren
ich bin auf dem richtigen Weg, egal was im Außen geschieht
aber oft fühle ich mich nur wie im freien Fall ohne das ich weiß was passiert
lg
Wendepunkt
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19Susi83
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von 19Susi83 »

Warum ist den dein Mann gegen deine JSJ Kurse?
Was deine Töchter betrifft ich fürchte du musst sie loslassen, geschehen lassen.
Ich mag mich leicht reden, weil mein kleiner noch weit weg davon ist, zu gehen. Aber ich würde mir von meiner Mutter wünschen, das sie mich mehr loslassen könnte, und nicht sovieles besser weiß.
Aber es wird besser.
Bitten dich den deine Töchter direkt um Hilfe?
Das wichtigste ist jetzt wirklich das du dich um dich kümmerst, den nur so, kannst du auch für deine Familie da sein.
Ich muss das aber auch noch besser lernen. Ich meine nämlich auch, das ich immer für alles verantwortlich wäre.

Aber wir sind auf den richtigen Weg, und dürfen jetzt nicht aufgeben, der "Lohn" wartet schon auf uns : 26
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wendepunkt
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von wendepunkt »

Hallo Susi,
danke für deine Antwort.
Mein Mann glaubt, dass es Zeitverschwendung ist, sich mit solchem "Psychoscheiß" zu beschäftigen und dafür auch noch Geld auszugeben.

Ich denke es macht ihm Angst, dass ich anfange meinen eigenen Weg zu gehen und den Weg der "angepassten, loyalen, immer verfügbaren" Ehefrau verlasse.

Meine Töchter bitten mich nicht um "Hilfe".
Und während ich vorhin geströmt habe :daumen: , ist mir der Gedanken gekommen, ich kann nicht wissen, ob es für sie auch ein Problem ist, bzw. was sie gerade beschäftigt.
Also Loslassen :ringfinger: oder einfach fragen?
lg
Wendepunkt
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19Susi83
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von 19Susi83 »

wendepunkt hat geschrieben:Hallo Susi,
danke für deine Antwort.
Mein Mann glaubt, dass es Zeitverschwendung ist, sich mit solchem "Psychoscheiß" zu beschäftigen und dafür auch noch Geld auszugeben.

Ich denke es macht ihm Angst, dass ich anfange meinen eigenen Weg zu gehen und den Weg der "angepassten, loyalen, immer verfügbaren" Ehefrau verlasse.

Meine Töchter bitten mich nicht um "Hilfe".
Und während ich vorhin geströmt habe :daumen: , ist mir der Gedanken gekommen, ich kann nicht wissen, ob es für sie auch ein Problem ist, bzw. was sie gerade beschäftigt.
Also Loslassen :ringfinger: oder einfach fragen?
lg
Wendepunkt
Ich glaub auch, das es ihm Angst macht.
Aber lass dich trotzdem nicht davon abbringen
Ja das mit dem Psychoscheiß kenn ich von meinem Mann.
Er freut sich zwar für mich, das ich was gefunden habe und unterstützt mich auch bei den Kursen, Aber er hielt bis vor kurzen auch nicht viel davon.
Aber was soll ich sagen, das kann sich ändern!!!
Habe seinen Vater sehr damit helfen können und er merkt ja auch an mir das es funktioniert und ändert zwar langsam aber immer mehr seine Meinung dazu :-)
Gib ihm Zeit, Männer sind da meistens anfangs sehr skeptisch gegenüber.

Siehst du was strömen alles bewirkt :-) Da du ja nicht mal weißt, ob es für deine Töchter überhaupt auch ein Problem ist, würde ich auch eher loslassen und deine Kinder machen lassen.
Klar kannst du zwar deinen Kindern anbieten wenn es Probleme gibt das du immer da bist, aber ansonsten würde ich mich raushalten.
Ich weiß selber, das es ein schönes Gefühl ist, das Eltern immer da sind.
Aber das wissen deine Kinder bestimmt auch, oder?

Viel Spaß weiterhin bei sich selber erkennen
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Cestca
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von Cestca »

Liebe Wendepunkt
wendepunkt hat geschrieben: Ich habe oft das Gefühl, dass bei mir so viele "Projekte" anstehen, dass ich nicht weiss wo ich beginnen soll. Ich fühle mich wie in einem Boot, das heftig hin und her schaukelt.
Wenn ich nicht mehr weiss, wo mir der Kopf steht, und alle Projekte gleichzeitig nach Unterstützung verlangen, kehre ich zurück zur Einfachheit: Hauptzentralstrom und Finger (Betreuer und Vermittler wären auch noch ok, daber das ist mir dann jeweils schon zu viel). Nichts anderes. Dafür täglich. Das ist ausreichend. Die eigene Mitte finden, damit auch Grenzen setzen gegen aussen. Erst sollen sich mal die Wogen ewas glätten dürfen, die dich da herumschaukeln.

Übrigens bin ich 34, also im Alter deiner älteren Tochter :) Ich habe eine sehr liebevolle, und auch stets sehr um mich und meinen Bruder besorgte Mutter. Sie hat aber losgelassen, im Sinne von: Sie hält sich zurück, sie weiss, dass wir unser eigenes Leben leben und selber zurechtkommen müssen und auch selber zurechtkommen können. Wenn sie das Gefühl hat, dass wir Hilfe brauchen könnten, oder es uns nicht gut geht, dann fragt sie. Wenn wir die Unterstützung dankend ablehnen, respektiert sie das. Umgekehrt wissen wir aber, dass wir jederzeit mit ihr rechnen können, wenn wir sie nötig haben.

Du brauchst die Probleme deiner Töchter nicht zu lösen (die vielleicht für die Töchter ja ohnehin gar keine Probleme sind?), und du brauchst auch nicht für sie mitzudenken und mitzuleiden. Die beste Unterstützung, die man sich als erwachsenes Kind wünschen kann, ist zu wissen, dass man jederzeit "zuhause" ein offenes Ohr (und Herz) findet, wenn man eines braucht. Selbst falls man dies dann nie in Anspruch nimmt, ist es wichtig, darum zu wissen.

Liebe Grüsse
Cestca
Schäme dich nicht, zu sagen, was dein Herz für recht hält.
wendepunkt
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von wendepunkt »

Hallo Cestca,
ich danke dir für deine Antwort und die Sicht aus Perspektive der "Tochter".

Ja, das wird mir in letzter Zeit auch immer klarer, das "Einfache" ist oft das Beste.
Ich falle nur ab und zu wieder in meine "alten" Verhaltens- und Denkweisen und drehe mich im Kreis und zweifle bzw. verzweifle.
Aber ich komme gegenüber früher auch viel schneller wieder aus dem "Chaos" heraus.

Die Finger spielen bei meiner Selbsthilfe auch eine wichtige Rolle und ich halte sie täglich.
Ansonsten ströme ich derzeit das was mich am meisten anspricht und das ändert sich ab und zu.

Einen schönen Tag und lg
Wendepunkt
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AnnSophie
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von AnnSophie »

Liebe Wendepunkt,

ich bin wie Cesta auch bei dem Satz hängen geblieben:

"Ich habe oft das Gefühl, dass bei mir so viele "Projekte" anstehen, dass ich nicht weiss wo ich beginnen soll. Ich fühle mich wie in einem Boot, das heftig hin und her schaukelt."

Und wie sie leg ich Dir den HZS, die Finger bzw. die Handmitte und ggf. noch Mudra 7 ans Herz.

Ja in den Veränderungsprozessen schaukelt unserer Boot manchmal sehr heftig hin und her, komme gerade auch aus einer recht stürmischen Phase.
Je tiefer in einem Boot der Schwerpunkt/das Gewicht hängt, desto besser kann es auch große Wellen ausgleichen. Und da kann man der Phantasie freien Lauf lassen, was einen in die Tiefe verankert (auch dafür kann ich Mudra 7 brauchen).

Mich hat in den letzten Wochen ein griechisches Sprichwort getröstet:
"Ein guter Kapitän wird man nicht in ruhigen Gewässern."

Ich wünsch Dir, dass Du Deine Segel gut setzen kannst,

AnnSophie
Das Leben ist die Suche des Nichts nach dem Etwas.
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von wendepunkt »

Liebe AnnSophie,
vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe heute Mittag das Mudra 7 lange gehalten, weil ich mich nach einer Auseinandersetzung total aus der Mitte gefühlt habe und weil ich aufgrund deines Beitrages daran gedacht habe und es hat mir sehr sehr gut getan.
Ich werde mich in den nächsten Tagen weiter mit der Mudra 7 strömen und wenn möglich den HZS.

Viele liebe Grüße
Wendepunkt
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von wendepunkt »

Je tiefer in einem Boot der Schwerpunkt/das Gewicht hängt, desto besser kann es auch große Wellen ausgleichen. Und da kann man der Phantasie freien Lauf lassen, was einen in die Tiefe verankert (auch dafür kann ich Mudra 7 brauchen).

Mich hat in den letzten Wochen ein griechisches Sprichwort getröstet:
"Ein guter Kapitän wird man nicht in ruhigen Gewässern."

Liebe AnnSophie,
ich melde mich jetzt nocheinmal, da ich gestern die Antwort recht impulsiv geschrieben habe.
Heute ist mir öfter dein Vergleich mit dem Schwerpunkt (Mitte) eingefallen und ich finde ihn sehr passend.
z.B. Ich merke, dass ich (wieder) zu sehr in der "Anpassung-anderen recht machen wollen" stecke und will durch "Flucht/Distanz" ausgleichen - aber das ist auch nur wieder der gegenteilige Pol der mich nicht weiterbringt.
Da versuche ich derzeit noch meine "Mitte" meinen "Schwerpunkt" zu finden.
Immer wieder und immer neu.
Mudra 7 mache ich fleißig und auch den HZS.
Ich danke dir für deine inspirierenden Gedanken
und wünsche ein schönes Wochenende
lg
Wendepunkt
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AnnSophie
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von AnnSophie »

Liebe Wendepunkt

ich glaube ein gutes Gleichgewicht zu finden zwischen "Anpassung-anderen recht machen wollen" und sich selbst treu bleiben eine der, wenn nicht die Königsdisziplin des Lebens ist.

Dies ist auch für mich noch eine ziemlich große Baustelle.

Vor einigen Jahren hab ich mal für mich recht hart fesgestellt, dass es eigentlich zwei Wege gibt:

1. bei sich selbst zu bleiben und ggf. die/den anderen abzuspalten, den d.h. einen sozialen Tod zu wählen

2. beim/bei den anderen zu bleiben und ggf. Teile in sich abzuspalten, d.h. einen inneren Tod zu wählen

Nach dem ich jahrzehntelang eher den 2. Weg gewählt habe, d.h. in mir einiges absterben lassen habe, um von den anderen geliebt zu werden, habe ich in den letzten Jahren viele von den in mir tatsächlich als abgestorben wahrgenommenen Teile abgeholt versucht nach und nach immer mehr zu anzunehmen und zu integrieren.

Nach dem ich im letzten November gemerkt habe, ich nehme mich inzwischen wirklich so an, wie ich bin,.... merke ich in den letzten Wochen, dass je klarer ich bin, desto eher wird meine Position wahrgenommen und teilweise sogar meine Grenzen beachtet!

In den letzten Tagen (vielleicht seit dem Frühlingsanfang) wird der Gedanke das Bild stärker: mir selbst treu zu bleibend, mit dem anderen im Kontakt sein, auch bei einem Nein meinerseits.

Ich schreib das Mal so - auch als Leitbild für mich, die ich noch immer häufig in meinem Schneckenhaus bin, nicht hier, aber z. B. in Konflikten oder bei der Arbeit

Schreibend kommt mir auch der Gedanke, dass da viel vorauslaufender Gehorsam bei mir war/teilw. vielleicht noch ist - ich gar nicht mehr getestet habe, ob ich vielleicht nicht auch ohne Bemühung akzeptabel wäre. Da meldet sich ganz intuitiv die 5. Tiefe / der :kleinerfinger:.

Da kann mit Dir enden, ganz leicht modifiziert.
Da versuche ich auch meine "Mitte" meinen "Schwerpunkt" zu finden und darin zu bleiben. Immer wieder und immer neu.

Danke für Deinen Spiegel,

AnnSophie
Das Leben ist die Suche des Nichts nach dem Etwas.
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Nirbheeti
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von Nirbheeti »

Liebe Wendepunkt,
Wendepunkt hat geschrieben:Ich habe heute Mittag das Mudra 7 lange gehalten, weil ich mich nach einer Auseinandersetzung total aus der Mitte gefühlt habe
Jedes Mudra hat irgendwie die Mitte drin.

Tipp zum Bei-sich-Bleiben in Auseinandersetzungen: Mudra 6 im Versteck.
Du hältst Mudra 6 und legst die gestreckten Finger in die gegenüberliegende Ellenbeuge (SES 19: Autorität und Führerschaft).

Lieben Gruß!
Nirbheeti
Entdeckung heißt sehen, was alle gesehen haben,
und dabei zu denken, was keiner gedacht hat.
(What Mary says, S. 11)
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von wendepunkt »

Liebe Nirbetthi,
danke für das Mudra 6 - ich hoffe, dass ich bei der nächsten Auseinandersetzung daran denke - ansonsten werde ich es mir im Nachhinein halten.
Ich merke, dass ich bei Auseinandersetzungen schon etwas länger "bei mir bleiben kann", aber irgendwann kommt ein Punkt wo ich mich wieder verliere und ich möchte lernen an dem Punkt auszusteigen und es offen zu sagen, dass ich jetzt z.B. nicht mehr weiterreden will.

Liebe AnnSophie,
danke für deinen Antwort - ich werde sie mir jetzt ausdrucken und in Ruhe durchlesen.
Ich melde mich später dazu.
lg
Wendepunkt
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von wendepunkt »

Liebe AnnSophie,
ich habe deinen letzte Antwort an mich gelesen und finde auch meinen Weg in deinen Worten ausgedrückt.

Ich habe noch eine Frage, kannst du mir bitte noch erklären, was du mit "sozialem Tod" meinst? Die erlernten Rollen? (loyale, tolerante Ehefrau, gute Tochter etc.)

Danke und liebe Grüße
Wendepunkt
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AnnSophie
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von AnnSophie »

Liebe Wendepunkt,

erstmal vorab: Ich freue mich, dass Du schon das Bewusstsein hast für den Punkt an dem Du aussteigst/aussteigen möchtest. Wenn das Wissen um den Punkt da ist, ist das Bewusstsein da und es kann in einem zweiten Schritt relativ einfach, wie von Dir gewünscht, ein anderer Weg entwickelt / gegangen werden, der das Problem umschifft oder löst.

Nun aber zum sozialen Tod. Kennst Du das auch, man verwendet einen Begriff, der einem in einem bestimmten Bedeutungskontext klar scheint, und merkt auf Nachfrage, dass der Begriff vielleicht doch nicht so klar war/ist.

Beim nachspüren und besprechen sind mir 2 mögliche soziale Tode eingefallen:

1. Der soziale Tod durch die anderen, dass sie dich nicht (mehr) mitspielen bzw. teilhaben lassen. Der ist m.E. relativ einfach und klar zu erkennen. Dieser soziale Tod passt auch zu allen Diskriminierungen ob Aufgrund Rasse, Religion, Geschlecht, sexueller oder politischer Orientierung etc.

2. Der soziale Tod durch einen selbst, dass man aus einer inneren Notwendigkeit heraus, tatsächlich oder nur in seiner Einbildung mit seinem sozialen Gefüge bricht bzw. aus ihm ausbricht. Z.B. in dem man verschiedene Rollen einfach nicht mehr spielt, manche Verbindungen abschneidet, da sie einfach zu verletzend sind oder aus anderen Gründen nicht mehr passen.
Auf der Ebene des Forums fällt mir dazu die Trennung von Sanara von ihrer Herkunftsfamilie ein, die sie in den letzten Wochen mit uns geteilt hat. In der Literatur fällt mir dazu „Klein und Wagner“ von Hermann Hesse ein, der ehemalige Beamte Friedrich Klein, der seine ganze bürgerliche Existenz hinter sich gelassen hat, aus einem inneren Zwang heraus, um sich, sein Innerstes zu finden, kämpfend mit Angst, Wahnsinn und Todessehnsucht. Wagner ist dabei der Sammelbegriff für alles Unterdrückte, Untergesunkene, zu kurz Gekommene im ehemaligen Beamten Klein.

Die Worte in denen er in der Novelle am Ende die Angst überwindet, sind für mich große Klasse und spiegeln ganz viel von dem wider, was ich fühle, und ahne, vielleicht ein Leitstern. Letztendlich läuft für ihn alle tausend Arten der Angst auf die Angst vor dem Sichfallenlassen hinaus, diesen kleinen Schritt hinweg über alle Versicherungen die es gab. Da ich heute wieder gelesen seine Worte so gut – so treffend finde, zitiere ich einfach mal reichlich.

„Und wer sich einmal, nur ein einziges Mal hingegeben hatte, wer einmal das große Vertrauen geübt und sich dem Schicksal anvertraut hatte, der war befreit. Er gehorchte nicht mehr den Erdgesetzen, er war in den Weltraum gefallen und schwang im Reigen der Gestirne mit. So war das. Es war so einfach, jedes Kind konnte das verstehen, konnte das wissen.

...Ihr aller Sehnsucht war Tod, war nach Ruhe, ihr Ziel war Gott, die Wiederkehr und das Bleiben in Gott. Dieses Ziel schuf Angst, denn es gab kein Bleiben in Gott! Es gab keine Ruhe! Es gab nur das ewige, ewige, herrliche, heilige Ausgeatmetwerden und Eingeatmetwerden, Gestaltung und Auflösung, Geburt und Tod, Auszug und Wiederkehr, ohne Pause, ohne Ende. Und darum gab es nur eine Kunst, nur eine Lehre, nur ein Geheimnis: sich fallen lassen, sich nicht gegen Gottes Willen sträuben sich an nichts zu klammern, nicht an Gut noch Böse. Dann war man frei von Leid, frei von Angst, nur dann.
...Es gab kein Ding in der Welt, das nicht ebenso schön, ebenso begehrenswert, ebenso beglückend war wie sein Gegenteil! Es war selig zu leben, es war selig zu sterben, sobald man allein im Weltraum hing.
Ruhe von außen gab es nicht, kein Zauber unterbrach je die unendliche Reihe der Atemzüge Gottes. Aber es gab eine andere Ruhe im eigenen Inneren zu finden. Sie hieß: Laß dich fallen! Wehre dich nicht! Stirb gerne! Lebe gerne!“
Und natürlich begegnet er am Ende Gott in sich

Hoffe das war/ist nicht zuviel. Zurück zum JSJ, hier ist die harmonische 3 ja das perfekte Gleichgewicht von Ein- und Ausatmen.

AnnSophie.
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Kodo
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Re: Zeiten des Wandels - 2

Beitrag von Kodo »

Der 1. soziale Tod ist demnach im Grunde eine Art Tötung, wenn nicht Mord.
All that we are is the result of what we have thought.
Buddha

習うより慣れろ。
Antworten

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