Türchen für Samstag den 17. Dezember

24+2 Adventskalendertürchen mit Nettigkeiten und Anregungen von Forums-Mitgliedern für alle, die sich vorweihnachtlich einstimmen wollen. Viel Spaß beim täglichen Lesen!

Moderator: Momabo

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Christa
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Türchen für Samstag den 17. Dezember

Beitrag von Christa »

Ihr Lieben,
nachfolgend habe ich eine Geschichte für Euch aufgeschrieben, die mich immer wieder neu berührt. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen, eine besinnliche Vorweihnachtszeit und ruhige und gesegnete Weihnachten.

Antonella und ihr Weihnachtsmann
Von Barbara Augustin
Diese Geschichte hat sich in Italien in einer kleinen Stadt am Gebirge neben dem Meer zugetragen.

Der Monat Dezember war nicht mehr weit, und Antonella hatte einen Wunschzettel gezeichnet. Ein Paar rote Rollschuhe stand auf dem weißen Zeichenblatt. Antonella ging in die erste Klasse und konnte noch nicht alles schreiben, was sie gerne haben wollte. Sie stellt den Wunschzettel auf ihr Fensterbrett und wartete - vergebens. Morgen für Morgen stand der Wunschzettel unberührt auf seinem Platz. Antonella wurde traurig. Eines Tages bemerkte das auch ihre Lehrerin. "Was hast du, Antonella?" fragte sie. "Der Weihnachtsmann hat meinen Wunschzettel noch immer nicht abgeholt." Bevor Antonella noch etwas erklären und ehe ihre Lehrerin ihr antworten konnte, lachte die ganze Klasse. "Es gibt ja gar keinen Weihnachtsmann!" riefen alle durcheinander und hörten nicht auf zu lachen. "Es gibt doch einen", verteidigte sich Antonella. Der Lärm legte sich erst, als die Lehrerin energisch sagte: "Ich will nicht wieder hören, dass über Antonella gelacht wird. Schluss mit dem Lärm!"
Antonella hatte es in der folgenden Zeit sehr schwer. Ihre Mitschüler ließen keinen Tag vergehen, ohne sie zu necken und zu ärgern: "Seht Klein-Antonella an, glaubt noch an den Weihnachtsmann!" Antonella musste sehr gegen ihre Tränen kämpfen. Nein, sie ging gar nicht mehr gern in die Schule. Auch zu Hause verließ der Kummer sie nicht. Warum holte der Weihnachtsmann ihren Wunschzettel nicht ab? Hatte er sie vergessen? Sie, Antonella, die noch nie über ihn gelacht hatte? Wenn es nun wirklich keinen gab? Bei so vielen Fragen konnte nur noch Gino helfen. Gino ist schon 10 Jahre alt und trotzdem Antonellas bester Freund. Gino weiß alles. "Gino, gibt es einen Weihnachtsmann oder nicht!" Da machte Gino ein ernstes Gesicht. Er sah beinahe erwachsen aus. Gino dachte lange nach. Endlich sagte er: "Hm, ja, das ist so, Antonella. Natürlich gibt es einen Weihnachtsmann." Antonella strahlte. "Aber - weil es so viele Kinder gibt, müssen die Eltern ihm einen Zuschuss zahlen, verstehst du?" Antonella weinte. Unaufhörlich rollten dicke Tränen über die Wangen.
Wenn Antonella weinte, wurde Gino ratlos und musste aufpassen, dass er nicht mitweinen musste, so leid tat ihm seine kleine Freundin."Hör doch bitte wieder auf, Antonella." Erst nach einer ganzen Weile flossen die Tränenbächlein langsamer, und Antonia konnte unter Schluchzen reden. "Ich bekomme gar nichts zu Weihnachten. Meine Eltern haben große Sorgen und können dem Weihnachtsmann keinen Zuschuss geben." Wieder liefen die Tränen heftig - bis Gino eine Idee hatte. "Du musst dem Weihnachtsmann einen Brief schreiben und ihm alles erklären!" "Gino, hilfst du mir?" "Ehrensache."
Gemeinsam hatten sie den Brief bald geschrieben. Darin stand zu lesen:
"Lieber Weihnachtsmann!
Zwei Wochen lang hast du meinen Wunschzettel nicht abgeholt. Vielleicht warst du noch nicht bei uns? Aber wahrscheinlich wartest du auf den Zuschuss. Ich muss dir leider schreiben, dass meine Eltern keinen geben können. Sie haben Sorgen. Der Winter ist so früh gekommen, der Sturm hat die Netze zerrissen, und wir können keine Fische verkaufen. Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir aber trotzdem so sehr ein Paar Rollschuhe. Nichts weiter. Wenn du allerdings noch ein paar Stoffreste hast, könne ich eine Hose für meinen Affen Angelo gebrauchen. Er ist nur 30 Zentimeter groß. Mama sagt, Affen brauchen keine Hosen, aber er friert, lieber Weihnachtsmann. Denk bitte auch an Gino. Er hat mir beim Briefschreiben geholfen. Lieber Weihnachtsmann, vergiss mich bitte, bitte nicht.
Deine Antonella
Sie schrieb selbst die Adresse auf den Umschlag: An den Weihnachtsmann. "Gleich bring ich den Brief zur Post, Gino." Antonella konnte kaum über den hohen Schaltertisch im Postamt sehen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und sagte besonders laut und deutlich: "Guten Tag, ich möchte einen Brief abgeben." Die Postfrau beugte sich zu Antonella herunter und nahm ihr den Brief ab. An den Weihnachtsmann, las sie. "Wo wohnt denn der Weihnachtsmann?" "Es ist doch der Weihnachtsmann."
Da lachte die Postfrau, denn sie glaubte, Antonella hätte sich einen Spaß mit ihr erlaubt. "In Zukunft lässt du dich doch aber nicht wieder zu solchem Unsinn anstiften, ein nettes kleines Mädchen wie du." Weggewischt war die Freude von Antonellas Gesicht, und Tränen standen ihr in den Augen. Da merkte die Postfrau, dass es kein Spaß war. Aber wie sollte sie helfen? "Ich weiß leider nicht, wo er wohnt, leider." Unglücklicher als je verließ Antonella mit ihrem Brief das Postamt. Der Luftballon-Verkäufer, der im Sommer Eis und im Winter Tee verkaufte, hatte viele Luftballons an seinem Karren. Als er Antonella so traurig sah, rief er sie zu sich: "He, Antonella, lass den Kopf nicht hängen, trink einen Becher Tee mit mir." Antonella nahm still den Tee und setzte sich auf den Marktbrunnenrand. "Was ist passiert?" fragte er. Da reichte sie ihm den Brief an den Weihnachtsmann. "Weißt du vielleicht, wo er wohnt?" Nein, er wusste es nicht. Als er so nachdachte, wusste er, was zu tun war. "Wir werden einen Luftballon auf die Reise schicken. Er wird den Weg zum Weihnachtsmann schon finden." Antonella konnte wieder fröhlich sein. Sie wickelten den Brief in eine regendichte Hülle, verschnürten ihn fest und banden ihn an den schönsten roten Luftballon. "Komm gut an", flüsterte Antonella. Vielen Schnee- und Regenwolken begegnete der rote Luftballon. Frost und Nebel musste er überstehen. Vom Nordwind zerzaust, vom Südwind gerüttelt, vom Westwind geschoben, vom Ostwind zurück gepustet, segelte er über Gebirge und Meer, über Städte und Dörfer, ohne Pause.
Doch der Winter ist keine gute Jahreszeit zum Reisen für einen Luftballon. Er wurde bald müde und strebte immer schneller der Erde entgegen. Direkt auf einen Schulhof in der Stadt Budapest in Ungarn steuerte er zu. Janos sah ihn zuerst. "Da kommt was!" rief er mitten in der Unterrichtsstunde. "Ein Sputnik!" - "Ein Meteorit!" - "Achtung!" - "Ein Stückchen Sonne!" Alle riefen und rieten durcheinander und sahen gespannt auf das neue Pünktchen, das immer näher kam. Beinahe waren sie enttäuscht, als sie es erkannten. "Nur ein Luftballon." "Aber mit einer Botschaft daran!" Die Klasse stürmte auf den Schulhof. Ihr Lehrer stürmte mit. Aber niemand konnte die Adresse entziffern, denn in Ungarn reden die Menschen eben ungarisch. Wie stolz war die Klasse 8a da, als ihr Lehrer sagte: "Das ist ja Italienisch, gebt mal her, ich übersetze es euch.
Lieber Weihnachtsmann..."
Alle lachten über die merkwürdige Anrede. Als sie den Brief bis zum Ende gehört hatten, waren die großen Jungen sehr still. "Na, ganz einfach. Wir schicken Antonella ein Paket", schlug Janos vor, "und einen Brief." Am Nachmittag kauften sie von ihrem Taschengeld für Antonella Weihnachtsgeschenke ein. Natürlich waren die Rollschuhe dabei und eine lange Hose für den Affen Angelo. Auch Schokolade und bunte Bonbons fehlten nicht. Sorgfältig wurde alles eingepackt. Der freundliche Lehrer schrieb einen Weihnachtsmannbrief in Italienisch. Mit der Eilpost schickten sie noch am gleichen Tag Paket und Brief auf die Reise in die kleine italienische Stadt.

Antonella ging wieder gern in die Schule. Ihr Mitschüler neckten sie nicht mehr, denn was sie sich auch ausdachten, Antonella antwortete immer fröhlich: "Ihr werdet schon sehen!" Die Ferien waren da. Nun konnte es nicht mehr allzulange dauern bis Weihnachten. Doch die Zeit scheint stillzustehen, wenn ein deutsames Ereignis erwartet wird. Endlich stand der Weihnachtstag auf dem Kalenderblatt. An diesem Tag kam der Abend, auf den alle Kinder so sehr warteten, viel langsamer heran als sonst. Die Kinder spielten auf dem Marktplatz, stritten sich ein bisschen und waren schon sehr aufgeregt.
Da brummte der Roller von der Post heran. Die Postfrau hielt neben dem Luftballon-Verkäufer und rief Antonella. Alle anderen kamen mit und bestaunten das große Paket auf dem Roller.
"Das ist für dich, Antonella", sagte sie, "und der Brief auch."
"Mach mal auf!"
"Von wem ist er?"
"Lies mal vor!" plapperten alle durcheinander. "Ihr werdet staunen! Soll ich vorlesen, Antonella?" sagte die Postfrau.
Antonella nickte. Sprechen konnte sie nicht vor Aufregung.
Liebe Antonella!
Dein Brief ist gut angekommen mit dem roten Luftballon. Ich hoffe, es ist in dem Paket alles, wie du es dir gewünscht hast. Ich brauche keinen Zuschuss von deinen Eltern, nicht in diesem Jahr und nicht in den kommenden Jahren. Aber sei bitte so nett und schick deinen Wunschzettel im nächsten Jahr gleich an die richtige Adresse. Sie lautet: Weihnachtsmann. 10. Schule Budapest. Ungarn. Schreib mir doch einmal, ob die Rollschuhe passen und ob Angelo nicht mehr friert.
Grüß bitte deine Eltern und Gino von mir. Auch alle deine Freunde. Ich grüße dich herzlich bis zum nächsten Jahr.
Dein Weihnachtsmann"
Antonella hatte einen richtigen Weihnachtsmann! Alle hatten es gehört. Von nun an lachte niemand wieder über Antonella und ihren Weihnachtsmann.
Alle jubelten: "Antonellas Weihnachtsmann soll leben!"
Antonella hielt den Brief von ihrem Weihnachtsmann ganz fest und bewahrte ihn gut auf.
Herzlichen Gruß
Christa
Nichts kann den Menschen mehr stärken,
als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt.
(Tolstoi)
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optimistin
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Re: Türchen für Samstag den 17. Dezember

Beitrag von optimistin »

Hallo liebe Christa,
ich kenne diese Geschichte vom letzten Jahr, finde sie aber auch immer wieder sehr schön, vielen Dank.
opti wünscht Dir und allen Strömfreunden

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Tränen sind kein Zeichen von Schwäche. Sie sind Zeichen dafür, dass man zu lange versucht hat, stark zu sein.
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Momabo
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Re: Türchen für Samstag den 17. Dezember

Beitrag von Momabo »

... ich konnte es mir auch noch nicht verkneifen, schon mal reinzuspitzeln : 19 schöööööööööööööööööööööööön

glg Mona
Herr, gebe mir Gelassenheit, Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann,
gebe mir den Mut, die Dinge zu ändern die ich ändern kann und
die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
- Reinhold Niebuhr -
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SaxMan
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Re: Türchen für Samstag den 17. Dezember

Beitrag von SaxMan »

Hallo Christa,

eine wirklich sehr schöne Geschichte! 8)

lg

SaxMan
"Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe."
Harald Kostial Deutscher Gründungs-Unternehmer (*1959)
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ate2011
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Re: Türchen für Samstag den 17. Dezember

Beitrag von ate2011 »

Danke für die schöne Geschichte und damit wir uns heute bei dem
kalten Wetter etwas erwärmen können, schnell noch ein Rezept
für einen "Adventspunsch" mit dem ich allen einen besinnlichen
4. Advent wünschen möchte ~~ die ate

http://www.loupix.de/Weihnachtskalender ... punsch.pdf
"pure awareness"
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