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Dienst

Verfasst: 13. Oktober 2017, 15:37
von Waldeule
Ich habe gerade durch einige Threads geblättert und bei Cocos letztem Büchertipp meine eigene etwas resignierte Sicht auf meine eigenen Eltern durchgelesen. Schön, dass alles Wandel, stetige Veränderung ist und ich meinen Blickwinkel in dieser Angelegenheit schon wieder etwas erweitern durfte....

Der Dienst, den ich hier meine, hat nichts mit Karma oder bewusstem Bemühen (5. Tiefe) zu tun, auch wenn es manchmal Überschneidungen gibt. Seelendienst an anderen (was einer wörtlichen Übersetzung von Psychotherapie entspricht) wird einem manchmal am Bewusstsein vorbei von der eigenen Seele "untergjubelt", weil durch bewusstes Bemühen und aufopferndes Handeln Energien ins Spiel kämen, die alles vermasseln würden.

An der Stelle muss ich kurz zurück zu meinen Eltern bzw. meiner Mutter. 'Ich leide - du bist Schuld' war und ist eine ihrer Strategien, mit der sie ihre Familie durch emotionalen Druck im Griff hatte und in ihrem Sinne zu lenken versuchte. Ein Sündenbock findet sich immer und andere über Mitleid mit ihr zu manipulieren, beherrschte sie meisterlich. Mich machte das oft wütend und als Kind verstand ich nicht, dass sie meine innere Neigung, alles direkt zu kommunizieren und ohne Angst vor Konflikten anzugehen, dadurch unterdrückte. Es war schlicht unmöglich, ihr die eigene Wahrheit ins Gesicht zu sagen ohne den nächsten Tränenausbruch zu riskieren.

Erst später habe ich verstanden, dass sie mir dadurch auch unwissentlich etwas vermittelte - was ich bis heute noch übe. Auch durch Versuch und Irrtum.

Das Muster meiner Mutter begegnete mir vor etlichen Jahren völlig unerwartet wieder bei einem hochgelobten, international bekannten spirituellem Lehrer. Er war für einen Workshop "Herzöffnung" beim Frankfurter Ring gekommen und meine Kinesiologielehrerin hatte getestet, es sei gut, wenn ich teilnähme.

Das Wochenende war von Anfang bis Ende bizarr - vorsichtig ausgedrückt. Er mobbte mich nach Strich und Faden. Teilte Gruppen ein und ließ mich einfach außen vor, machte hämische Bemerkungen usw. Da ein Teil der Anwesenden richtige Fans von ihm waren, die jedes Seminar mit ihm wann immer möglich besuchten, hatte er durch seinen Einfluss als Lehrerpersönlichkeit bald auch andere Teilnehmer hinter sich.

Das merkwürdige war, dass ich zwar verwirrt war, aber aus emotionaler Sicht seltsam ungerührt . Ich dachte die ganze Zeit darüber nach, welche Lernaufgabe das für mich sein soll, ob es um mehr Demut ginge, die das Herz heilt und dergleichen. Habe mich einfach selbst einer Gruppe zugeteilt oder beobachtet. Dann schoss er allerdings den Vogel ab als er uns Steine mit einem englischen Begriff ziehen ließ und jedem dieses Wort vor der Gruppe übersetzte. Ich hatte "change" auf meinem Stein. Als Substantiv verstanden hieß es für mich "Wandel/Veränderungen". Ich mochte diesen Begriff, weil er mir absolut nicht wesensfremd ist - schon wegen meiner Affinität zum Feuerelement. T. übersetzte ihn (entgegen allen anderen Begriffen auf den Steinen) als Verb und zwar wertend mit "bessere dich!"

Als das Seminar (endlich) zu Ende war verabschiedete sich die Fangemeinde überschwänglich von ihm. Ich versuchte möglichst unbemerkt zum Ausgang zu huschen als mich eine bis dahin schweigsame Teilnehmerin am Arm nahm. Ich solle mir nichts daraus machen, sagte sie. Sie habe das schon einmal bei ihm erlebt bei einem anderen Workshop. Eine Frau gleichen Typs wie ich sei dort das Opfer gewesen. Wir sähen beide seiner Exlebensgefährtin ähnlich, die ihn verlassen hatte!!!!

Meine spirituelle Mentorin betätigt mir später, dass ich zu Dienstzwecken von meiner Seelenebene geschickt worden war. Er hätte erkennen dürfen, dass die Ähnlichkeit mit seiner Ex und das "Change" seine Botschaft gewesen wäre: NIMM DIE VERÄNDERUNG AN! LASSE LOS. NUR DANN HEILT DER SCHMERZ IN DEINEM Herz!

Vielleicht fragt sich der ein oder andere, warum einem so erfahrenen spirituellen Lehrer eine so heftige Projektion nicht bewusst wird. ERKENNE MICH SELBST. ES IST. Jeder zitiert es, lernt es, versucht sich daran. Wenn sich aber der Schatten eines alten Schmerzes darüber legt, ist plötzlich nichts mehr davon erkennbar. Dann sucht man nach "Sündenböcken", spannt andere vor den eigenen Karren und ist schlicht nicht mehr man SELBST.

Dienst kann man "kündigen", wenn es einem zuviel wird. Karma und zu starkes Bemühen nicht so leicht. Da braucht es eigene Heilungsprozesse. Inzwischen weiß ich, wann es Zeit wird, zu gehen, aber nie, ohne demjenigen von Herzen Frieden und Segen zu wünschen und vor allem ohne nachtragend zu sein. Dienst kommt von der Seele, nicht aus Bemühen.

NAMASTE

Re: Dienst

Verfasst: 13. Oktober 2017, 19:35
von ate2011
Liebe Waldeule,
gut & nachdenklich deine Geschichte. Allgemein geschrieben,
oder mit einem akuten Hintergrund?
Gruß ate :danke: